Feuerwehrauto zum Camper umbauen – Teil 3: Zulassung, TÜV und H-Kennzeichen

Mein DIY Camper Mercedes T1 Feuerwehrauto mit frischem TÜV und H-Zulassung
Im Internet findet sich eine Vielzahl von Informationen, Meinungen und auch jede Menge Bullshit-Informationen zu der Frage: „wie kriege ich meine Feuerwehr/Selbstbau-Camper über den TÜV?“. Damit das Ganze noch ein bisschen unübersichtlicher wird, schreibe ich hier mal, was ich in Sachen Feuerwehr-Wohnmobil, TÜV und H-Zulassung zum Besten geben kann. Mein selbstgebautes Feuerwehr-Wohnmobil hat nämlich eine H-Zulassung und seit ein paar Tagen auch frischen TÜV. Vor Kurzem habe ich auch auf dem Signallicht-Treffen in Keltern mit vielen anderen Feuerwehr-Wohnmobil-Besitzern über dieses Thema gefachsimpelt. Ich bilde mir also ein zu wissen, wovon ich rede. Trotzdem: ich übernehme natürlich keinerlei Garantie dafür, dass das alles so richtig ist und bei dir auch genau so klappt. Auch wenn es sich größtenteils um Feuerwehrautos dreht, die Prinzipien sollten auch für andere DIY-Wohnmobile gelten.
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Welche Arten der Zulassung für ein Feuerwehrauto gibt es überhaupt?

Für die Zulassung meines Feuerwehrautos musste das Blaulicht demontiert werden.
Die Zulassung eines ehemaligen Behördenfahrzeugs stellt so manchen Prüfer vor eine unlösbare Aufgabe. Jeder Prüfer und jede Prüfstelle haben da ihre eigene Meinung. Einer sagt vielleicht: “WAS? Ein Feuerwehrauto als Privatperson zuzulassen, das ist doch ÜBERHAUPT GARNICHT möglich!”. Der nächste TÜV-ler will, dass man die Blaulichter demontiert, dem anderen reicht es wenn sie abgedeckt sind, der nächste will, dass nirgends “Feuerwehr” drauf steht, ein anderer sagt, dass diese Farblackierung ausschließlich von der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz benutzt werden darf und das Auto daher umlackiert werden muss. und manch einen interessiert vielleicht auch gar nichts von all dem.
Grundsätzlich bestehen aber zwei Möglichkeiten ein Feuerwehrauto zuzulassen: als LKW oder als Wohnmobil. Wenn das Auto dann noch älter ist als 30 Jahre, kommt auch eine Zulassung als historisches Fahrzeug in Frage, eine sog. H-Zulassung/H-Kennzeichen. Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, alles mal kurz erklärt:
Feuerwehrauto mit LKW-Zulassung
Die LKW-Zulassung ist sozusagen der Standard für ein Feuerwehrauto. Auch mein Feuerwehrauto ist als LKW zugelassen. Keine Angst, meinen Mercedes Benz T1 310 (3 = 3 Tonnen, 10 (*10 PS) = 100 PS) darf ich auch ohne einen LKW-Führerschein fahren. Was man fahren darf richtet sich nach dem Gewicht, nicht nach der Zulassung des Fahrzeugs. Mit dem Standard Auto-Führerschein ist man berechtigt KFZ mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht zu fahren.
Feuerwehrauto mit Wohnmobil-Zulassung
Was macht ein Wohnmobil aus? Na da sind sich die Prüfstellen untereinander auch nicht ganz so einig. Sitzen, Schlafen, Kochen, das alles muss man in einem Wohnmobil wohl können. Manche meinen, dass man eine fest installierte Kochstelle braucht (z.B. Gasherd, E-Herd, …), anderen reicht wohl auch ein kleiner mobiler Gaskartuschen-Kocher. Sowas sollte man am Besten vorher bei der gewünschten Prüfstelle in Erfahrung bringen (und sich dann auch schriftlich bestätigen lassen).
Für einen fest installierten Gaskocher braucht man dann auch noch einen Gaskasten zur Aufbewahrung der Gasflasche. Der muss dann wiederum gasdicht zum Innenraum des Wohnmobils abgedichtet werden und mit einer Entlüftung nach draußen versehen werden. D.h. man muss Löcher in die Karosserie bohren und danach auch noch eine extra Gasabnahme des ganzen Systems machen lassen. Find ich jetzt beides nicht so prickelnd.
Warum sollte man sein Feuerwehrauto dann als Wohnmobil zulassen? Ehrlich gesagt keine Ahnung. Vielleicht ist die Versicherung ein bisschen günstiger. Ich habe auch schon gehört, dass bei einigen Versicherungen die Wohnmobile keiner km-Begrenzung unterliegen. Die ganzen Mühen mit Gas und den damit verbundenen Abnahmen waren mir aber viel zu abschreckend. Wenn möglich, macht eine H-Zulassung als LKW meiner Meinung nach viel mehr Sinn.
H-Zulassung für Feuerwehrauto
Wenn dein Auto älter ist als 30 Jahre, in einem guten und möglichst originalgetreueren Zustand ist, dann kannst du es mit ein bisschen bis jede Menge Glück nach § 23 StVZO als Oldtimer abnehmen und anschließend als solchen zulassen. Der Haken an der Sache ist der Originalzustand.
Es gibt auch ein paar Leute, die es geschafft haben ihre Feuerwehr gleichzeitig als Wohnmobil und historisches Fahrzeug mit H-Kennzeichen zuzulassen. Eigentlich schließt sich das gegenseitig aus, weil Feuerwehrautos natürlich nicht als Wohnmobile genutzt wurden. Das Beispiel zeigt aber, das alles vom Prüfer und dessen Ermessen abhängt.
Warum die H-Zulassung so wertvoll ist
Aber warum sollte man sich die Mühe machen und versuchen, sein altes Feuerwehrauto als Oldtimer zuzulassen? Dafür gibt es zwei richtig gute Gründe:
1. Kosten: Die KFZ-Steuer für historische Fahrzeuge beträgt unabhängig von Hubraum und Schadstoffklasse aktuell ca. 193€ pro Jahr. Für meine Haftpflichtversicherung zahle ich bei meiner Agentur der württembergischen gerade mal 178€ pro Jahr (ohne jegliche Schadensfreiheitsklasse). Ohne H-Zulassung wäre ich für Steuer und Versicherung geschätzt sehr schnell im vierstelligen Bereich pro Jahr.
2. Die Umweltzonen gelten nicht für historische Fahrzeuge. Mit einem Euro 4 Diesel (sehr verbreitet unter den für einen Wohnmobil-Ausbau in Frage kommenden Basisfahrzeugen) darfst du in viele Innenstädte gar nicht mehr reinfahren. Ziemlich blöd.
Voraussetzungen für ein H-Kennzeichen
Welche Voraussetzungen dein Fahrzeug erfüllen muss, und welche Umbauten zulässig sind, da streiten sich auch alle drüber.
Die einen sagen: „Solange der von außen original aussieht, ist alles OK“. Die anderen meinen „WAS? Ein RADIO? Welche Feuerwehr hatte damals denn bitte ein Radio? Und wo ist das ganze Feuerwehrequipment? Das geht so nicht, das ist kein Oldtimer!”
Als Grundregel für die H-Zulassung findet sich immer wieder: Jeder Umbau, der innerhalb von 10 Jahren nach der Erstzulassung des Fahrzeugs möglich und für dieses Fahrzeug üblich gewesen ist, ist i.O. Alles andere ist nicht i.O., was zur Folge hat, dass das Fahrzeug nicht als Oldtimer abgenommen werden kann. Außerdem muss das Fahrzeug in einem guten Zustand sein. Nur weil deine Rostlaube älter als 30 Jahre ist, heißt das also noch nicht, dass sie ein zu schützendes Kulturgut darstellt und damit als Oldtimer zugelassen werden kann.
Empfehlungen um ein H-Kennzeichen für dein Feuerwehrauto zu kriegen
Es gibt kein 100% garantiertes Rezept, wie man ein zum Wohnmobil umgebautes Feuerwehrauto als Oldtimer mit H-Kennzeichen zugelassen kriegt. Jeder der dir was anderes erzählt, erzählt Quatsch. Aber das hilft dir ja jetzt nicht weiter, deswegen nachfolgend meine Empfehlungen für eine erfolgreiche Abnahme bzw. H-Zulassung:
- Technisch muss natürlich alles einwandfrei sein (Bremsen, Fahrwerk, Reifen etc.). Auch der Unterboden sollte gut aussehen.
- Optisch sollte das Auto gut dastehen. Ein klein wenig kosmetischer Rost hier und da wird dich nicht das H-Kennzeichen kosten, aber es gibt gewisse Standards (natürlich auch wieder Auslegungssache des Prüfers)
- Die H-Zulassung solltest du am besten VOR dem Umbau erwirken. Wie bereits erwähnt, verlangen manche Prüfer, dass für die Abnahme noch das ganze Feuerwehrequipment an Board ist. Am besten fragst du vorher nach, auch bzgl. Abkleben/Entfernen von Wappen, Schriftzügen, Blaulichtern, Signalhörnern etc.. Wenn du das H-Kennzeichen dann mal hast, fliegt der ganze Feuerwehrkram natürlich raus. Ein bereits erteiltes H-Kennzeichen kann zwar auch wieder aberkannt werden, das ist jedoch unüblich und man hat deutlich mehr Argumentationsspielraum wenn man es schon hat. Außerdem steht im Gutachten nicht drin, unter welcher Voraussetzung (bspw. komplettes Feuerwehrequipment noch eingebaut) es erteilt wurde.
- Statt zum TÜV würde ich eher zu GTÜ oder DEKRA gehen.
- Lieber in einer dir vertrauten Werkstatt die Abnahme machen (lassen), als selber zur Prüfstelle fahren. Die Werkstatt-Besitzer haben oft einen guten Draht zu den Prüfern (ist ja eine gegenseitige Geschäftsbeziehung). Das macht es manchmal ein bisschen einfacher.
- Den Originalzustand von außen bewahren. Sprich keine fetten Reifen, das Auto nicht in einer anderen Farbe lackieren, keine (allzugroßen) Löcher in die Karosserie bohren (bspw. Dachluken, neue Aufstell-Camping-Fenster, Entlüftung des Gaskastens oder der Standheizung etc.)
- Alle Umbauten so einbauen, dass sie nicht fest mit der Karosserie verbunden sind und im Notfall wieder entfernt werden können. Dann kannst du argumentieren, dass es sich lediglich um Ladung handelt, und nicht um einen permanenten Ausbau.
Mein Feuerwehrauto hatte bereits vor dem Umbau eine H-Zulassung. Äußerlich habe ich nur das Rolltor zur Heckklappe umgebaut, was man aber nicht sieht. Die einzigen Löcher in der Karosserie sind bei mir für die Kabeldurchführung der Solaranlage auf dem Dach. Die Kabeldurchführung habe ich entsprechend mit RAL3000 “Feuerrot” lackiert und mit weißem, UV-beständigem Sikaflex aufs Dach geklebt, so dass sie möglichst unauffällig ist.

Die Kabeldurchführung für die Kabel der Solaranlage habe ich in RAL3000 lackiert, damit sie möglichst unauffällig ist.
Meine Rückfahrkamera ist so klein, dass sie dem TÜV Prüfer glaube ich gar nicht aufgefallen ist.

Die kleine Rückfahrkamera an meinem Feuerwehrauto ist dem TÜV-Prüfer gar nicht aufgefallen
Die Ausbauten im Innenraum (Küche, Bett und Schrank) sind lediglich über M8 Gewindeschrauben mit der Karosserie verbunden. Ich habe bei der Hauptuntersuchung bei der GTÜ dann argumentiert, dass ich alles innerhalb einer Stunde wieder restlos ausbauen kann. Lediglich die Isolierung und Verkleidung des Bodens, der Seitenwände und des Himmels sind fest installiert. Hiermit hatte der Prüfer aber kein Problem.

Bett, Schrank und Küche sind in meinem Feuerwehrauto nur über M8 Gewindeschrauben mit der Karosserie verbunden und können einfach wieder ausgebaut werden
Fazit
Es gibt kein 100% garantiertes Erfolgsrezept. Aber lass dich von den ganzen Meinungen und angeblichen “Tatsachen” die manche Leute verbreiten nicht verängstigen. Probiers einfach. Und wenns nicht klappt, dann gehst du halt einfach zum nächsten Prüfer.
Falls du noch Fragen hast, oder eigene Erfahrungen gemacht hast, dann schreib sie gerne in die Kommentare. So haben alle was davon! 🙂
Danke für die informative Übersicht 🙂 Bevor unsere Schrotthaufen-Feuerwehr eine Chance auf Oldtimer-Status hat, werden wohl noch ein paar Monde ins Land vergehen, aber auf jeden Fall hab ich jetzt schon mal mehr Plan. Danke dir!
Sehr gerne, und viel Erfolg bei der Abnahme und dem Umbau :).